Geschichte des Parfüms
Die Geschichte des Parfüms beginnt in den alten Hochkulturen Ägypten und Indien. In den Ländern, deren Handwerkstradition, Spiritualität und Medizin schon früh so weit entwickelt waren, dass die kostbaren Duftstoffe verarbeitet werden konnten. Die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten von aromatischen Substanzen galten immer schon als eine große Quelle der Inspiration – inspirieren heißt einatmen. In Ägypten brachte das Goldene Zeitalter der Pharaonin Hatschepsut eine Hinwendung zum lebendigen Körper. Was lange Zeit nur den Göttern geopfert und den Toten auf ihre Reise mitgegeben wurde, nutzte man nun zur Parfümierung des lebendigen Körpers. Hergestellt wurden die Duftmischungen von den Priestern, die auf den Umgang mit Harzen, Balsamen und Salben spezialisiert waren. Die Hinwendung zum lebenden Körper, der als Ausdruck bildästhetischer Schönheitsideale seiner Zeit angesehen wurde, ist ein wichtiger Schritt bei der Entwicklung von Kosmetik und Parfum. Dieser Ausdruck von angestrebter innerer und äußerer Harmonie, der sich in der Bildnisbüste der Nofretete (ägyptisch/-koptisch/kemisch: nafteta = „die Schöne“) spiegelt, hat sich dabei bis heute bewahrt und die Bedeutung des Wohlgeruchs – Mittel und Medium der Transzendenz, nach Ansicht der Ägypter Ausdruck des Lebens – wurde zum festen Bestandteil reinigender Rituale des Kulturbildes.
„Himmel und Erde sollen überfließen von Weihrauch und der Duft soll im Fürstenhaus sein. Rein und makellos sollst du sie mir darbringen, damit Salbe für die göttlichen Glieder daraus ausgepreßt wird.“ (An Königin Hatschepsut, 1490–1469 v. u. Z.)
Das berühmte Kyphi, eine Mischung aus Weihrauch, Styrax Amber, Zimtrinde, Opoponax, Myrrhe, Kalmus, Galgant, Benzoeharz, Oud, Sandelholz und Rosenblättern, gemischt mit fetten Ölen, Wein und Rosinen zeigt deutlich, welcher Aufwand beim Handel mit den Rohstoffen nötig war, die zum Teil über weite Strecken importiert werden mussten. Die duftende Kosmetik als Kyphi bereits vor fünftausend Jahren in Luxor bei den Ägyptern bekannt, wurde später auch von Arabern übernommen und sogar von den Römern genutzt. In Indien, dem Land der unerschöpflichen Rohstoffquellen duftender Rohstoffe, wo vom Himalaya im Norden bis zum Indischen Ozean im Süden alles wächst, was man für Räucherrituale und parfümierte Salben und Öle nutzen kann, wurden die duftenden Pflanzenbestandteile schon früh besonders für medizinische Zwecke und zur Reinigung des Körpers benutzt. Mit dem Kamasutra ist nicht nur die Kunst eines erfüllten Liebeslebens überliefert, sondern zugleich auch der Umgang mit aromatischen Substanzen, deren Verwendung sich jeder gebildete Mensch zu eigen machen sollte. Duftende Cremes für den Körper, parfümiertes Wachs auf die Lippen und gründlich geputzte Zähne, blumengeschmückte Kleider und Haare. Voraussetzung hierfür war die schnelle Entwicklung von handwerklichen Techniken, mit denen erste Formen von parfümierten Salben durch Einlegen von Blumen und Blüten in Öle und feste Fette hergestellt wurden.
Die abendländische Kultur wurde erst durch die Kreuzzüge mit den duftenden Rohstoffen und Mixturen des Orients vertraut. Bis dahin kannte man ein einfaches Lavendelwasser und bei Karl dem Großen (Ende 8. Jh.) findet sich eine Anordnung, die den Anbau aromatischer Pflanzen zur Verwendung in Medizin und Küche regelt. Wohlgeruch wurde zugleich als Ausdruck von Gesundheit verstanden. Nachdem Venedig zum wichtigen Handelsplatz aufgestiegen war, gelangten große Mengen neuer Kräuter, Gewürze und andere Waren nach Europa. Nachdem die handwerklichen Kenntnisse und die technischen Voraussetzungen so weit entwickelt waren, dass man Destillate von hoher Konzentration herstellen konnte, kamen im 15 Jh. die ersten ätherischen Öle in den Handel. „Das Destillieren ist nichts anderes, als das Subtile vom Groben und das Grobe vom Subtilen zu scheiden, das Gebrechliche oder Zerstörbare unzerstörbar, das Materielle immateriell, das Leibliche geistig und das Unschöne schöner zu machen“, schrieb der Arzt und Alchimist Hieronymus Brunschwig um 1507. Die Entstehung (Belebung) der Parfumerie wird u. a. mit dem Eintreffen der Katharina von Medici (1519–1589) am Hofe von Heinrich II. in Verbindung gebracht. 1580 kommt der Alchimist und Apotheker Tombarelli nach Grasse (Frankreich) und eröffnet ein Laboratorium zur Herstellung von Düften, womit Grasse zum Gründer-Zentrum der europäischen Parfüm-Industrie wurde. Man unterschied jedoch streng zwischen einfachen Leuten und Oberschicht. Gute Myrrhe in den Mund zu nehmen geziehmt sich für den einfachen Mann nicht und 1709 nimmt Lemery eine wichtige Einteilung vor, indem er zwischen einem königlichen Parfum und dem Parfum für den Bourgeois unterscheidet. Letzteres soll keinerlei ästhetische Wirkung erzielen, sondern lediglich die Luft desinfizieren. Parfum hatte dieser Auffassung nach zugleich therapeutische Wirkung, es belebt den Geist, stärkt den Körper und gilt als wichtige Waffe im Kampf gegen die Pest. Parfum entzückt die Sinne, es reinigt, es schützt und ist zugleich Symbol für materiellen Wohlstand. Die Erkenntnis, dass beim Bade schadhafte Keime den Körper befallen könnten, beförderte den massenhaften Einsatz der Duftwässer, die zum unverzichtbaren Hilfsmittel bei der täglichen Toilette wurden, die auf Wasser als Reinigungsmittel verzichtete – Eau de Toilette.
Bestandteile und Herkunft
Grundbestandteile eines Parfüms sind hauptsächlich Alkohol (rd. 80 %), destilliertes Wasser und darin gelöste natürliche Essenzen (ätherische Öle pflanzlicher oder tierischer Herkunft), sowie immer mehr synthetisch hergestellte Duftstoffe. Die Fachbezeichnung für natürliche Öle und synthetische Duftstoffe (chemicals) lautet „Riechstoffe“ . Die meisten einheitlichen Riechstoffe werden heute in größeren Mengen synthetisiert. Bei der Suche nach neuen Duftstoffen hängt der Fortschritt – nach Einschätzung von Ernest Beaux, Kompositeur des bekannten Parfüms Chanel No. 5 – zuerst von den Forschungsarbeiten der Chemiker ab.
Die Deklaration erfolgt seit 2005 EU-weit nach dem INCI-System. Die EU_Richtlinie_2004_93_EC mit der Deklarationspflicht für 26 „Allergene“ trägt eher noch zur Verwirrung bei, denn: „Es zeigt sich, dass eine ganze Reihe der 26 Stoffe falsch bewertet wurden.“ Lediglich 7 davon führen bei Öko-Test zu einer Abwertung.
Verdünnungsklassen
Es werden, abhängig von der Konzentration an Duftstoffen innerhalb einer Mischung, folgende Verdünnungen unterschieden:
Eau de Solide (EdS), Splash Cologne , Edition S, Splash Perfumes (1–3 %)
Eau de Cologne (EdC), Kölnisch Wasser/Kölnischwasser (3–5 %)
Eau de Toilette (EdT; 6–9 %) – bei sogenannten Extrème-/Extreme- oder Intense-Varianten auch mehr
Eau de Parfum (EdP; 10–14 %) – Intense-Varianten: bis 20 %
Extrait Parfum (Parfum/Parfüm; 15–30 %) – Intense-Varianten: bis 40 %
Der Riechstoffanteil hat sich seit dem 17. Jahrhundert vom EdC über EdT zum EdP stetig erhöht. Extrème- oder Intense-Varianten enthalten noch mehr ätherische Öle. Bei den Auflistungen zur Konzentration sollte aber immer berücksichtigt werden, dass es eine Vielzahl von unterschiedlichen Auffassungen und Beschreibungen gibt, die zum Teil deutlich voneinander abweichen. Die oben genannten veröffentlichten Angaben decken sich mit denen des H&R Buches Parfum (siehe Literaturtipps). Martinetz/Hartwig bspw. schreiben: Eau de Toilette von 5 bis 8 %, beim Eau de Parfum von 8 bis 10 % und beim (Extrait) Parfum von 10 bis 25 %.
Duftintensität und Duftwirkung
Je nach Zusammensetzung des Duftes haben Parfüms unterschiedliche Duftintensitäten und Duftwirkungen. Riechstoffauswahl und Riechstoffkonzentration beeinflussen sowohl die Duftintensität als auch die Duftwirkung. Dabei werden folgende Schwellenwerte beobachtet:
Duftwirkungs-Schwelle, ab dieser noch nicht wahrnehmbaren Intensität reagiert der Körper auf den Duft,
Wahrnehmungs-Schwelle, Aura, man riecht etwas, kann es jedoch noch nicht zuordnen,
Erkennbarkeits-Schwelle, Duft ist erkennbar und benennbar; mit steigender Duft-Intensität wandelt sich der Duft von:
‚angenehmer Duft‘ über:
‚aufdringlicher Duft‘ bis hin zur:
Flucht-Schwelle, die unbewusst eine Fluchtreaktion auslöst.
Duftnoten
Ein Parfüm kann durch unterschiedliche Anteile der Grundbestandteile sehr viele verschiedene Duftnoten annehmen. Es kann beispielsweise blumig-feminine, maskuline, orientalische, fruchtige, pudrige, zitrusfrische oder klassisch-elegante Duftnuancen aufweisen.
Die meisten Parfüms setzen sich aus Kopf-, Herz- und Basisnote zusammen. Ausnahme sind beispielsweise viele EdC, die hauptsächlich aus Zitrusdüften (Kopfnoten) und Herznoten bestehen.
Die Kopfnote ist unmittelbar in den ersten Minuten nach dem Auftragen des Parfüms auf der Haut wahrnehmbar. Da sie für den ersten Eindruck und die Kaufentscheidung wichtig ist, ist die Kopfnote meist intensiver als die anderen und wird von leichtflüchtigen Duftstoffen geprägt. Für gewöhnlich setzt sie sich aus leichten Duftnoten zusammen, aber es können auch schon Teile von Herz- und Basisnote anklingen.
Die Herznote ist in den Stunden, nachdem sich die Kopfnote verflüchtigt hat, zu riechen und bildet den eigentlichen Duftcharakter (das Herzstück). In der Herznote finden sich meistens Blütennuancen, die mit anderen Aromen kombiniert werden. Sie wird häufig auch als Mittelnote bezeichnet.
Die Basisnote ist der letzte Teil des Duftablaufes und enthält langhaftende und schwere Bestandteile.
Parfüms können relativ lange gelagert werden, am besten in einem dunklen und kühlen Raum, damit kein Licht, keine Feuchtigkeit und keine Hitze das Parfüm verfliegen lässt oder den Duft beeinträchtigt. Bei zu langer oder schlechter Lagerung kann es zu einer unangenehmen Veränderung des Duftes kommen.
Die wichtigsten Duftbausteine
Die wichtigsten Duftbausteine sind synthetisierte Riechstoffe und natürliche Riechstoffe, die uns an Blüten, Früchte, Gewürze, Rinde und Harz, Blätter, Gräser, Moose, Beeren, Wurzeln, tierische Sekrete und sogenannte Gourmand-Noten erinnern.
Zu den wichtigsten Blüten gehören Pelargonien, auch afrikanische Geranium (Storchenschnäbel) genannt, Hyazinthe, Jasmin (nur in höchst aufwendigem, mehrstufigem Verfahren zu gewinnen, eine Tonne Blüten ergibt ein Kilo Absolue), Lavendel (das in der Parfümerie wohl am meisten verwendete ätherische Öl), Maiglöckchen, Mimose, Neroli (wird aus den Blüten des Bitterorangenbaums gewonnen), Osmanthus (in modernen Fantasienoten), Rose (die Blütenblätter werden einzeln gezupft; einer der am häufigsten verwendeten Blütenduftbausteine), Tuberose (Nachthyazinthe) (einer der teuersten Duftstoffe, wird durch Enfleurage gewonnen), Veilchen, Ylang-Ylang
Zu den wichtigsten Früchten gehören Bergamotte, Grapefruit, Limette, Orange (wird aus den Fruchtschalen des Orangenbaums gewonnen), Orange bitter (wird aus den Fruchtschalen des Bitterorangenbaums gewonnen), Zitrone, Pfirsich, Grüner Apfel, Erdbeere, Brombeere, Himbeere, Pflaume, Kokos, Cassis (schwarze Johannisbeere)
Gewürze sind vor allem Anis, Ingwer, Kardamom, Koriander, Muskatnuss, Nelken (verwendet werden Blüten und Blätter), Piment (Nelkenpfeffer), Rosmarin (häufig verwendet), Vanille, Zimtrindenöl
Auch Rinden und Harze kommen zum Einsatz: Benzoe Siam, Elemi (häufig in Fougère-Kompositionen), Myrrhe, Mastix, Guajak, Copaiba, Olibanum (Weihrauch), Opopanax, Perubalsamöl, Rosenholz, Sandelholz, Styrax, Tolubalsam, Zedernholz, Wacholder
Blätter, Gräser, Moose, Beeren, Wurzeln: Malabar- oder Citronella, Baum- und Eichenmoos (gibt einer Duftkreation Wärme und Haftfestigkeit), Galbanum, Iriswurzel (sehr wertvoll und von hoher Originalität), Lorbeer, Muskatellersalbei, Patschuli (ein wichtiger Dufteckpfeiler), Petitgrain (wird aus den grünen Teilen des Bitterorangenbaums gewonnen, Blätter, Zweige, unreife Früchte), Tabakblätter (für echte Tabaknoten unerlässlich), TonkabohneTonkabohnen-Resinoid/Coumarin, Veilchenblätter, Vetiver aus der Wurzel gewonnen, Wacholderbeeren, Zypresse
Tierische Sekrete wie Amber, Castoreum und Moschus (einer der ältesten und sagenumwobensten Duftbausteine), werden heute fast nur noch in synthetischer Form eingesetzt, Zibet
Neben ätherischen Ölen gibt es natürliche Rohstoffe in den Qualitäten Concretes, Resinoide und Absolues.
Gourmand-Noten: Schokolade, Karamell, Zucker, Zuckerwatte, Honig, Süße Milch, Mandel sind im 21. Jahrhundert vermehrt gefragt.
Synthetische Duftstoffe: Hier können nur einige Beispiele genannt werden. Auf die Aufzählung chemischer Formeln wird verzichtet: Aldehyde (für die Parfümerie von überragender Bedeutung), Cumari, Heliotropin, Vanillin, Maltol (intensiv süß, warm, fruchtig, karamellartig). Moschus Keton und Moschus Xylol ersetzten und Phenole verfälschten das tierische Moschus, polycyclische Moschusverbindungen sind seit 2005 endgültig verboten. Zwei bekannte und sehr gebräuchliche synthetische Moschuskörper der modernen Parfümerie sind das Galaxolide und das Ethylene Brassylate. Weitere Riechstoffe von großer Bedeutung sind z. B. Linalool, Linalyl acetate, Citral, Citronellol, Damascon, Himbeer-Keton, Farnesol, Hexylacetate, Alpha Jonon, Beta Jonon. Zum Teil sind es Stoffe, die auch in (natürlichen) ätherischen Ölen enthalten sind und die zugleich als Allergene deklariert werden müssen.
Duftfamilien
Die Parfümerie war stets um Klassifizierungen bemüht, wobei man nicht unbedingt jede Note zweifelsfrei bestimmen kann und muss. Wenn man die verschiedenen Düfte neun unterschiedlichen Duftfamilien zuordnet, erhält man eine zumindest brauchbare Systematik. Man kann im einzelnen darüber streiten, ob einige der genannten Kategorien überflüssig sind oder sich sinnvoll ergänzen. Gerade Gourmand-Aromen und tropische Düfte sind in eine klassische Unterteilung nur schwer zu integrieren.
Zitrusnoten (Agrumen/Hesperiden)
Blumige Noten
Fougere-Noten (französisch Farn)
Chypre-Noten (französisch Zypern – Diese Duftfamilie wurde 1917 durch den berühmten Parfumeur François Coty eingeführt.)
Holzige Noten
Orientalische Noten
Ledernoten (Juchten und Tabac)
Gourmand-Noten
Tropische Noten
Darüber hinaus wird man auch Unterteilungen finden, die Gewürze und Kräuter einzeln aufführen, die aldehydische Parfüms extra benennen und sogar farbliche Zuordnungen sind möglich; so werden besonders Grüne Noten häufig als eigene Gruppe genannt. Eine wichtige und seriöse Quelle ist die 1990 von Jean Kerléo gegründete Sociéte francaise des parfumeurs, wo man auch Informationen zu den Duftfamilien erhält.
Persönliche Verwendung und Verträglichkeit
Das Parfüm als Wohlgeruch wird sowohl von Frauen als auch von Männern hauptsächlich dazu verwendet, die eigene Persönlichkeit und den eigenen Geschmack oder Stil zu unterstreichen. Dabei entwickelt sich jede Duftnote auf der Haut verschiedener Menschen unterschiedlich. Daher ist es wenig sinnvoll, Düfte nach dem Eindruck auf einem Teststreifen oder auf der eigenen Haut an andere Personen zu verschenken. Düfte sollten auf gut durchbluteten Stellen aufgesprüht werden, wie an den Handpulsen, an der Pulsader am Hals und hinter den Ohren.
Allergiker und Kinder können auf verschiedene Parfüms unterschiedlich reagieren und sollten an einer kleinen unauffälligen Stelle die Verträglichkeit testen. Ein zweiter Test sollte im Abstand von zehn Tagen stattfinden. Erst wenn auch nach dem zweiten Test Hautreizungen auftreten, besteht tatsächlich der Verdacht auf Irritation oder Allergie: Bei einer Allergie hilft nur das Meiden der Allergene oder eine Hyposensibilisierung durch einen erfahrenen Arzt. Bei der sehr häufig auftretenden Irritation genügt es, die Konzentration und/oder die Anwendungshäufigkeit auf ein normales Maß herabzusetzen.
In der Europäischen Union werden seit 1997 derzeit 26 Duftstoffe als potentiell allergieauslösend eingestuft. Diese „allergenen Duftstoffe“ dürfen in kosmetischen Produkten enthalten sein, müssen jedoch ab einer bestimmten Menge im Rahmen der Liste der Bestandteile mit ihrer jeweiligen Bezeichnung der Internationalen Nomenklatur für kosmetische Inhaltsstoffe (INCI = International Nomenclature of Cosmetic Ingredients) einzeln benannt werden.
Wirtschaft
Um den Verkauf von Parfüm zu steigern und damit sich die Kunden vor dem Kauf mit den unterschiedlichen Düften vertraut machen können, werden Testflakons (mit etwa 2 ml Inhalt) zum Ausprobieren zur Verfügung gestellt. Kleine 5-ml-Flakons werden für Sammler angeboten. Die großen und kleinen Flakons (Dummies) für Dekorationszwecke werden Facticen genannt.
Für viele bekannte Modehersteller sind die Lizenzen für Düfte und Kosmetika eine sehr wichtige Einnahmequelle. Daneben finden Parfüms in vielen Produkten eine Verwendung. Hauptbereich sind Produkte für die Körperpflege, aber auch Lebens- und Genussmittel (zum Beispiel Süßigkeiten, Zigaretten, Tees) können parfümiert/aromatisiert sein, um ein bestimmtes Geruchs-/Geschmackserlebnis zu erzeugen. Mittlerweile werden gar ganze Geschäftsräume parfümiert, um bestimmte Sinneseindrücke zu unterstützen.
Als Hauptstadt des Parfüms gilt seit dem 19. Jahrhundert die französische Stadt Grasse im Département Alpes-Maritimes. In Deutschland sind seit 1945 neben Leipzig vor allem Holzminden und die Region Ostwürttemberg Duftzentren.
Markt
Der Umsatz mit Damen- und Herrendüften der sogenannten Prestige- und Luxuskategorie (die preiswerten Düfte nicht berücksichtigt) betrug laut Fragrance Foundation 2004 in Deutschland 790 Millionen € (Vorjahr 773 Millionen €). In einer Umfrage gaben 59 % der Frauen ab 14 Jahren an, innerhalb der letzten Woche Duftwasser verwendet zu haben; bei Männern lag der entsprechende Anteil nur bei 35 % (allerdings verwendeten 65 % ein Rasierwasser). Gegenwärtig sind insgesamt 1100 Düfte im Handel erhältlich, jedes Jahr werden rund 200 neue Düfte eingeführt, davon ungefähr 60 bis 80 Luxusdüfte. 97 % der Neuerscheinungen werden binnen drei Jahren wieder eingestellt, da sie sich nicht wirtschaftlich am Markt durchsetzen konnten.
Bedeutende Duftstoffproduzenten
Givaudan mit Quest International
International Flavors & Fragrances (IFF)
Symrise, Holzminden und Nördlingen/Ries – (neben Leipzig) Zentren der deutschen Riechstoff-Industrie
Fragrance Resources
Firmenich
Takasago
Literatur
Mandy Aftel: Die Kunst der Alchimisten – Alles über Parfum. 1. Aufl. Rütten & Loening, Berlin 2004. ISBN 3-352-00654-7
Alain Cobin: Pesthauch und Blütenduft. Eine Geschichte des Geruchs. Wagenbach Verlag. ISBN 3-8031-3618-0
Janina Drostel: Lavendel, Zimt und Rosenholz – Die Welt der sinnlichen Düfte. Thorbecke Verlag, Ostfildern 2006.
ISBN 978-3-7995-3522-9
Hans Henning: Psychologische Studien am Geruchssinn. In: Emil Abderhalden (Hrsg.): Handbuch der biologischen Arbeitsmethoden. #189, Abt. VI, Teil A. Verlag Urban und Schwarzenberg, Berlin und Wien 1926. S. 741–839
Heiner Meininghaus, Christa Habrich: Düfte und edle Flakons aus fünf Jahrhunderten. Arnoldsche Verlagsanstalt, Stuttgart 1998.
ISBN 3-925369-82-1
Andrea Hurton: Erotik des Parfüms. Geschichte und Praxis der schönen Düfte. Eichborn Verlag, Frankfurt am Main 1991. ISBN 3-8218-1299-0
Dieter Martinetz, Roland Hartwig: Taschenbuch der Riechstoffe. 1. Aufl. Verlag Harri Deutsch, Frankfurt am Main 1998. ISBN 3-8171-1539-3
Alfons M. Burger: Leitfaden der modernen Parfumerie. Walter de Gruyter & Co., Berlin 1930
Paul Jellinek: Die Psychologischen Grundlagen der Parfümerie. Untersuchungen über die Wirkungen von Gerüchen auf das Gefühlsleben. Dr. Alfred Hüthig Verlag, Heidelberg 1951
Paul Jellinek: Praktikum des modernen Parfumeurs. Dr. Alfred Hüthig Verlag, Heidelberg 1960
H&R Lexikon Duftbausteine. Glöss Verlag, Hamburg 1985
H&R Buch Parfum. Glöss Verlag, Hamburg 1985
Hanns Hatt & Regine Dee: Das Maiglöckchen Phänomen – Alles über das Riechen und wie es unser Leben bestimmt. 1. Aufl. Piper, München/Zürich 2008. ISBN 978-3-492-05224-5
Vigarello, Georgess: Wasser und Seife, Puder und Parfum – Geschichte der Körperhygiene seit dem Mittelalter. Campus Verlag, Frankfurt/New York 1992. Reihe Campus, Band 1057
Günther Ohloff: Irdische Düfte, himmlische Lust. Kulturgeschichte der Duftstoffe. 1. Aufl. Insel Verlag, Frankfurt am Main/Leipzig 1996. (Insel-Taschenbuch) #1777. ISBN 978-3-458-33477-4. 357 S.